Gewindeschneider - Anschnittformen

Als Anschnitt bezeichnet man am Gewindebohrer den abgeschrägten Bereich an der Spitze des Schneidteils. In diesem Bereich sind die Gewindezähne noch nicht voll ausgeformt, sondern erreichen erst nach und nach den vollen Durchmesser und die angestrebte Ausprägung. Definiert wird der Anschnitt über seine Länge. Dabei wird die Anzahl der Gewindegänge angegeben, über die der Anschnitt sich erstreckt.

Die Gewindezähne in diesem Bereich leisten beim Schneiden von Gewinden die komplette Schneidarbeit, die übrigen Gewindezähne dienen nur zur Führung. Das bedeutet auch, dass die einzelnen Anschnittzähne die größte Belastung aushalten müssen. Die Wahl der passenden Anschnittform für einen spezifischen Schneidfall ist die Basis sowohl für gute Resultate als auch für optimale Standzeiten und damit für eine gute Wirtschaftlichkeit beim Gewindeschneiden.

Die Anschnittformen für Gewindebohrer sind nach DIN 2197 genormt. Unterschieden werden sechs Anschnittformen, die mit Buchstaben von A bis F gekennzeichnet sind. Form A steht dabei für den längsten Anschnitt mit 6 bis 8 Gängen, Form F ist mit 1 bis 1,5 Gängen dagegen extrem kurz. Bei dieser Form handelt es sich um einen Sonderanschnitt, der in der Praxis nur in Ausnahmefällen verwendet wird.

Welche Anschnittform die richtige ist, hängt mit der Art der Kernlochbohrung und dem Werkstoff zusammen. Für Sacklöcher, die nicht durch das Werkstück hindurch gehen, sondern im Material enden, sind kürzere Anschnittformen geeignet. Durchgangslöcher lassen sich auch mit sehr langen Anschnitten bearbeiten. Dadurch reduziert sich zwar die Belastung für den einzelnen Anschnittzahn, allerdings erhöht sich auch das notwendige Drehmoment.

Auch die Art der Spannuten ist eng mit der Anschnittform verknüpft. Form A hat immer gerade Nuten, Form B gerade Nuten mit Schälanschnitt, der den Span eng rollt und in Schneidrichtung abführt. Die Formen C bis F können gerade Nuten oder Drallnuten aufweisen.

Form A

Skizze der Anschnittform eines Gewindeschneiders Form A
  • lang: 6 - 8 Gänge
  • gerade genutet
  • für kurze Durchgangslöcher

Form B

Skizze der Anschnittform eines Gewindeschneiders Form B
  • mittel: 3,5 - 5,5 Gänge
  • gerade genutet mit Schälanschnitt
  • für Durchgangslöcher in mittel- und langspanenden Werkstoffen

Form C

Skizze der Anschnittform eines Gewindeschneiders Form C
  • kurz: 2 - 3 Gänge
  • gerade genutet und spiral genutet
  • für Sacklöcher in mittel- und langspanenden Werkstoffen
  • für Durchgangslöcher in kurzspanenden Werkstoffen

Form D

Skizze der Anschnittform eines Gewindeschneiders Form D
  • mittel: 3,5 - 5 Gänge
  • gerade genutet und Drallwinkel 15°
  • für Sacklöcher mit langem Gewindeauslauf
  • für kurze Durchgangslöcher

Form E

Skizze der Anschnittform eines Gewindeschneiders Form E
  • extrem kurz: 1,5 - 2 Gänge
  • gerade genutet und Drallwinkel 15°
  • für Sacklöcher mit sehr kurzem Gewindeauslauf

Form F

Skizze der Anschnittform eines Gewindeschneiders Form F
  • extrem kurz: 1 - 1,5 Gänge
  • gerade genutet und spiral genutet
  • für Sacklöcher mit sehr kurzem Gewindeauslauf
  • Möglichst vermeiden

Bemerkung:
Kurzer Anschnitt erzeugt Gewindetiefen nahe dem Boden der Bohrung.
Langer Anschnitt verringert die Belastung an den Schneidkanten (zu empfehlen bei Materialien mit hoher Festigkeit)
Langer Anschnitt erhöhen das erforderliche Drehmoment.